Ein Gefühl wie in der Warteschleife

Seit Anfang April weiß ich, dass mein EFD-Projekt durch die EU genehmigt worde. Trotzdem sind noch nicht alle Hindernisse beseitigt...

Es ist nun knapp 4 Monate her, als ich die Mitteilung erhielt, dass mein Antrag auf Förderung meines Freiwilligendienstes durch die EU genehmigt wurde. Ich war zu diesem Zeitpunkt mit straffen Schritt unterwegs Richtung Abi-Prüfungen und demzufolge nicht gerade unglücklich über eine solche positive Nachricht.

 

Ich hatte bis zuletzt nicht ernsthaft daran glauben können, dass mein lang gehegter Kindheitstraum, ein Jahr im Ausland zu verbringen, wirklich in Erfüllung gehen könnte.

Die Einstellung meiner damals arbeitslosen Eltern - "Aus dir wird nix, wenn du aus einen armen Elternhaus kommst ohne das nötige Kleingeld, da musst du schon einen Prinzen heiraten" - hatte mich dahin gehend sehr geprägt.

Ich habe trotzdem nach einer Möglichkeit gesucht, mehr von der Welt sehen zu können und sah schließlich eine Chance in dem EFD. Und jetzt durfte ich zum wiederholten Male erfahren, wie sehr es belohnt wird, wenn man etwas unbedingt will und sich nach dem Motto "Mit voller Kraft voraus!" dahinter klemmt.

 

Das heißt leider nicht, dass damit alle Probleme beseitigt wären. Ich warte noch immer auf mein Visum. Und seit Donnerstag ist meine Hoffnung wie geplant am 8.August in die Ukraine einreisen zu können, fast gegen 0 gesunken. Die ukrainische Botschaft verlangt für das Visum eine Einladung durch das Aufnahmeprojekt. Diese wurde mir aber in Englisch verfasst. Und da auf einer Botschaft natürlich kein Mensch zu finden ist, der eine solche weit verbreitete Weltsprache beherrscht, schickt man mir eben die gesamten Unterlagen zur Visumsbeantragung zurück, mit der Aufforderung, die Einladung in Ukrainisch oder Deutsch beizulegen.

Sollte alles gut laufen, werde ich das Schreiben morgen in deutscher Sprache in den Händen halten und dann den Visumantrag am Montag ein zweites Mal losschicken. Also drückt mir die Daumen, dass die ukrainischen Behörden keinen weiteren Grund zur Beanstandung finden.

 

Einerseits hat mich der Gedanke, bald von meiner vertrauten Umgebung und den mir liebgewonnen Menschen Abschied nehmen zu müssen, in der letzten Zeit ein wenig traurig gemacht.

Ich bin mit 16 in eine Jugendwohngruppe nach Lichtenstein gezogen und habe dort das Berufliche Gymnasium besucht. Während dieser 3 Jahre habe ich mich hier mehr zuhause und angenommen gefühlt, als ich es je in meinem Elternhaus tat. Und ich weiß, wenn ich von meinem Jahr im Ausland zurückkehren werde, wird hier nichts mehr sein wie es war. Ich werde vielleicht ein Studium in einer größeren Stadt beginnen. Auf jeden Fall wird diese Jugendwohngruppe als mein zuhause so nicht mehr existieren.

 

Trotzdem hatte ich mich mittlerweile darauf eingestellt, dass es an diesen 8. August losgehen würde. Besser noch, ich war an einem Punkt angekommen, an dem ich sagen konnte „Jetzt kann’s losgehen!“.

Und jetzt heißt es plötzlich wieder „Abwarten, sei froh, wenn sie dir das Visum überhaupt ausstellen!“ Dabei war ich noch nie der geduldigste Mensch.

Außerdem fehlt mir mittlerweile eine richtige Aufgabe. Die Prüfungen habe ich vor fast zwei Monaten hinter mich gebracht. Sicher mag es schön sein, mal ein paar Tage ohne Pflichten zu haben. Und klar, ich habe mir trotzdem einige kleine Aufgaben gesucht bzw. gab es natürlich genug in Vorbereitung für das EFD zu erledigen. Aber den geregelten Tagesablauf, den ich während meiner Schultage hatte, der lässt sich so nicht ersetzen.

 

Ich empfinde es total zermürbend, dieses Warten und diese Ungewissheit.

Gott sei Dank werden ich nächste Woche mit meiner WG für eine Woche auf Radtour gehen – eine mir willkommene Abwechslung wenn gleich auch ein kleiner Abschied von 3 tollen Jahren, die viele wertvolle Begegnungen und interessante Erfahrungen mit sich brachten. Und die in mir den Wunsch bestärkt haben, neue Menschen aller Nationen kennen zu lernen und Dinge zu erleben, die ich bisher so nicht gekannt habe.

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